„Euer Lächeln ist die größte Waffe“

LSB-Medienseminar für Spitzensportler in der Coface Arena von Mainz 05

Das Kommen hatte sich gleich doppelt gelohnt: Die rheinland-pfälzischen Spitzensportler mit Magnus Schneider (Vorstandsvorsitzender der Lotto-Stiftung) sowie den Seminarleitern Volker Michel (3.v.l.) und Marina Failing (4.v.r.) sahen nach dem Medienseminar in der Lotto Lounge ein spektakuläres Fußballspiel in der Coface Arena. Foto: M. HeinzeUnterschiedliche mediale Situationen rasch kennenzulernen und auszuprobieren – und die Athleten fit zu machen für knifflige Interviews und unangenehme Fragen: Darum ging es beim Medienseminar für Spitzensportler, zu dem der Landessportbund und seine Stiftung Sporthilfe Rheinland-Pfalz in Kooperation mit der Deutschen Sporthilfe und Unterstützung von Lotto Rheinland-Pfalz in die Lotto Lounge der Mainzer Coface Arena geladen hatte.

„Es ist ein sehr aktives Seminar, das davon lebt, dass die Athleten mitmachen“, kündigte Seminarleiter Volker Michel gleich zu Beginn an. „Wir werden alles sehr plastisch darstellen.“ Der frühere Klasse-Handballer mit dem Gardemaß von 1,97 Metern, der 17 Jahre Profi war, 19 Länderspiele auf dem Buckel hat und seit sechs Jahren als Medientrainer arbeitet, hatte den Mund nicht zu voll genommen. In lockerer Atmosphäre bot Michel den elf Sportlerinnen und Sportlern gemeinsam mit TV-Journalistin Marina Failing die Gelegenheit, in Kleingruppen binnen fünf Stunden wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Zum Beispiel, was man während eines Fernsehinterviews mit seinen Händen anstellen soll – nämlich auf Bauchnabelhöhe mit den Handflächen nach oben. Leichtathleten wie der Speerwerfer Julian Weber vom USC Mainz müssten stets damit rechnen, zum Thema Doping Stellung beziehen zu müssen, Behindertensportler würden immer wieder gerne zum Thema Inklusion befragt.

Die Asse präsentierten sich durch die Bank wissbegierig und offen. Julian Weber gestand, dass er schon noch ein bisschen nervös ist, wenn die Kamera auf sein Gesicht gerichtet ist. „Das ist einfach so“, erklärte der 21-Jährige. Aber die Interviewszenen wurden wieder und wieder geprobt und der Rio-Kandidat wurde immer cooler. Null Scheu vor der Kamera oder Medienschaffenden zeigten Para-Speerwerfer Mathias Mester oder auch Sitz-Volleyballer Barbaros Sayilir. Äußerst routiniert trat Para-Dressurreiterin Hannelore Brenner („Für mich ist es immer schwierig, wenn es zu emotional wird – denn ich bin saunah am Wasser gebaut“) auf. Die stark vertretene Kunstradsport-Fraktion um die Gau-Algesheimerin Lisa Hattemer und die Brüder André und Benedikt Bugner vom RSV Klein-Winternheim feilte konzentriert an ihren Medienauftritten. Wobei man den Bugners – amtierende Weltmeister und Weltrekordhalter – deutlich anmerkte, dass sie schon den einen oder anderen Medienauftritt auf dem Buckel haben – Landessportlerwahl und Meisterehrung inklusive.

„Achtet beim Interview darauf, dass ihr auf beiden Beinen steht, dass ihr geerdet steht“, so der Rat von Michel. „Die Hand sollte eine Faustbreit zwischen Kinn und Mikrofon sein.“ Mit guter Laune sollte man nicht hinter dem Berg halten. „Euer Lächeln ist die größte Waffe für die Herzen der Zuschauer“, machte Volker Michel deutlich. „Das wirkt immer unfassbar, das ist total super – wenn es ein echtes Lächeln ist.“ Eine geniale Idee sei es auch, bei passender Gelegenheit seinen Partnern und Sponsoren zu danken – die hätten sehr sensible Antennen, wenn die Sportler ihnen auf diesem Weg etwas zurückgeben würden.

Last but not least erläuterten die Experten, was man beantworten kann, darf, muss und will – und was vielleicht besser nicht. Ihr Tipp: Private Fragen kann man beantworten, muss es aber nicht. Noch mehr Vorsicht müsse man bei intimen Fragen walten lassen – und abwägen, ob die Antwort zum eigenen Image passt oder nicht. „Intimes, Privates, Politisches und Religiöses müsst ihr nicht beantworten“, schärfte Michel der Sportlerriege ein. „Bleibt bei euren Werten und lasst euch nicht so viel gefallen.“ Wobei Marina Failing den Athleten auch beim Plausch mit schlecht vorbereiteten, unangenehmen oder frechen Gesprächspartnern zu Contenance rät: „Pampig sein gegenüber einem Journalisten – da wäre ich vorsichtig.“

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