Funk, Kazmirek und Bugner/Bugner machen das Rennen

Verfasst von Michael Heinze am .

Landessportlerwahl 2015: Knappe Entscheidungen / Nachwuchsförderpreis an Lena Reuß und Niklas Kaul

Strahlende Sieger: Die rheinland-pfälzischen Sportler des Jahres (v.l.) Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied), Ricarda Funk ( KSV Bad Kreuznach) und die als Team ausgezeichneten Kunstradfahrer André und Benedikt Bugner (RSV Klein-Winternheim) freuen sich über die Ehrung. Foto: LSB/B. EßlingRicarda Funk bei den Frauen, Kai Kazmirek bei den Männern und André Bugner & Benedikt Bugner bei den Teams heißen die Gewinner der 2015er Landessportlerwahl des Landessportbundes Rheinland-Pfalz (LSB). Die Ehrung fand mit 250 Freunden, Familienangehörigen und Wegbegleitern der Athleten am Sonntagabend im Foyer des Landesfunkhauses des SWR in Mainz statt. In der Sendung „Flutlicht“ wurden die Gewinner anschließend auch der Öffentlichkeit vorgestellt.

Kazmirek gelang es damit – ebenso wie in den Jahren 2012 und 2013 dem Stabhochspringer Raphael Holzdeppe – zweimal hintereinander ganz vorne in der Publikumsgunst zu landen. Nachdem der Zehnkämpfer vor einem Jahr mit 22,66 Prozent der Stimmen gewonnen hatte, reichten ihm diesmal 21,59 Prozent, um seinen Titel zu verteidigen. Vier Jahre in Folge Zehnkämpfe auf einem Niveau jenseits der magischen 8.000 Punkte, 2015 erstmals der Sieg beim traditionellen Meeting der Zehnkämpfer in Götzis mit 8.462 Punkten, dazu Platz sechs bei der WM in Peking: Das Ass der LG Rhein-Wied zählt zu Deutschlands großen Hoffnungen für die Olympischen Spiele 2016 in Rio. „Mein Ziel für 2016 sollte es nicht sein, die Qualifikation zu überstehen, sondern eine Medaille in Rio zu holen“ machte Kazmirek im Gespräch mit SWR-Moderator Christian Döring voller Selbstbewusstsein deutlich.

Platz zwei bei der 20. Auflage der Sportlerwahl erreichte Raphael Holzdeppe, der am Abend zuvor das Neujahrsspringen im saarländischen Merzig mit starken 5,70 Meter gewonnen hatte. „Wir sind in einem kleinen Zirkuszelt gesprungen und konnten nicht mit dem vollen Anlauf springen“, berichtete Holzdeppe. Auf den Vize-Weltmeister vom LAZ Zweibrücken entfielen 21,08 Prozent der Stimmen. Rang drei sicherte sich wie im Vorjahr Richard Schmidt (RV Treviris Trier), Europameister und Vize-Weltmeister mit dem Deutschlandachter, mit 20,60 Prozent.

Bei den Frauen setzte sich die Vorjahres-Zweite Ricarda Funk durch, die 21,91 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Die 23-Jährige vom KSV Bad Kreuznach brillierte in Londons Lee Valley als Vize-Weltmeisterin im Kajak-Einer und wurde auch Vize-Europameisterin. Für die 1,70 Meter große und 53 Kilo leichte Sportsoldatin war es der erste Sieg bei der Landessportlerwahl, nachdem sich in den vergangenen beiden Jahren Bahnradsprinterin Miriam Welte durchgesetzt hatte. Für ihr großes Ziel Rio ist Funk wie die meisten anderen Sportler aus dem Team Rheinland-Pfalz noch nicht qualifiziert. „Das wird ein knallharter Kampf“, prophezeit Funk. „Wir haben nur ein Ticket und sind fünf Sportlerinnen auf gleichem Niveau – davon sind drei unter den ersten 20 der Weltrangliste. Ich werde mich optimal vorbereiten und einfach kämpfen.“ Funk landete vor Freiwasserschwimmerin Angela Maurer (SSV Undine Mainz/20,93 Prozent) und Speerwerferin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken/20,86 Prozent) auf dem höchsten Podestplatz. Maurer bezeichnete es als „okay“, dass sie „Rio leider nicht geschafft“ habe. „Ich wusste, dass es hart wird, und habe mir neue Ziele gesetzt – die Europameisterschaften und den Gesamt-Weltcup.“

In der Kategorie „Team des Jahres“ hatte diesmal wie schon so oft ein Kunstrad-Duo die Nase vorne. In die Fußstapfen der Vorjahressieger Jason Osborne und Moritz Moos vom Mainzer Ruderverein, die diesmal mit 21,90 Prozent der Stimmen Zweiter wurden, traten die inzwischen dreifachen Weltmeister im Kunstradfahren der Männer, André und Benedikt Bugner vom RSV Klein-Winternheim, mit 22,12 Prozent. Das Brüderpaar stellte bei der WM in Malaysia seine große Klasse erneut eindrucksvoll unter Beweis und verwies die Konkurrenz auf die Plätze. Und das, obwohl die Bedingungen in Asien gelinde formuliert „abenteuerlich“ waren. „In Malaysia herrschen schon andere Standards“, machten die Bugners deutlich. „Aus dem Holzboden haben noch Nägel rausgeschaut, die wieder reingeklopft werden mussten – und der Boden war eine richtige Wellenpiste.“ Die klimatischen Verhältnisse hätten die Sportausübung nicht leichter gemacht. Optimale Bedingungen werden indes bei der 2016er WM am ersten Dezember-Wochenende in der Stuttgarter Porsche-Arena herrschen, für die 4.000 der 6.000 zur Verfügung stehenden Karten bereits vergriffen sind. „Wir freuen uns richtig darauf, da es auch unsere erste Heim-WM ist“, so die Bugners unisono. Ihre klare Ansage für 2016 fassten sie kurz und knackig in ein einziges Wort: „Titelverteidigung.“ Eine klare Ansage machte auch Jason Osborne: „Moritz und ich bleiben zusammen, das wird auch immer so bleiben. Wir sind das beste Team und funktionieren zusammen.“ Dritter bei der Landessportlerwahl wurden die bärenstarken Judo-Frauen des JSV Speyer, die sich zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft holten, mit 19,01 Prozent.

Wie Werner Schröter, LSB-Vizepräsident Leistungssport, berichtete, haben sich bis jetzt „ganz wenige Sportler“ bereits für die Olympischen Spiele qualifiziert. „Man kann sie noch an einer Hand abzählen. Ich bin aber guter Hoffnung, dass wir die Zahl von vier Jahren mit 20 Athleten erreichen und dass die großartigen Erfolge von damals vielleicht wiederholt werden können. Und zwar auch mit eigenen Leuten, die hier in Rheinland-Pfalz aufgewachsen und mit Unterstützung von Verbänden und Vereinen hier geformt worden sind.“ Auch LSB-Präsidentin Karin Augustin ist voller Zuversicht, dass die rheinland-pfälzischen Athleten in Rio ordentlich für Furore sorgen werden.

Der Nachwuchsförderpreis, den der Landessportbund zum siebten Mal verlieh, ging an die 18 Jahre Lena Reuß vom Ruderclub Rhenania Koblenz, die als eine der großen deutschen Ruderhoffnungen gilt und bei der U19-Weltmeisterschaft Gold mit dem deutschen Doppelvierer holte, sowie das 17 Jahre alte Ausnahmetalent Niklas Kaul (USC Mainz), der sich bei der U18-WM mit neuem Weltrekord die Goldmedaille bei den Zehnkämpfern sicherte.

Der von der Jury zum dritten Mal vergebene Trainerpreis ging an Robert Sens, Verbandstrainer des Landesruderverbandes Rheinland-Pfalz und unter anderem Trainer von Jason Osborne & Moritz Moos sowie Philipp Grebner.

Die Ergebnisse der Landessportlerwahl 2015 im Überblick:

Sportlerinnen
1.    Ricarda Funk (23, KSV Bad Kreuznach)                                              21,91 Prozent
2.    Angela Maurer (40, SSV Undine Mainz)                                               20,93 Prozent
3.    Christin Hussong (21, LAZ Zweibrücken)                                           20,86 Prozent
4.    Jasmin Külbs (24, JSV Speyer)                                                             18,20 Prozent
5.    Hannelore Brenner (52, RC Hofgut Petersau)                                   18,10 Prozent

Sportler
1.    Kai Kazmirek (24, LG Rhein-Wied)                                                       21,59 Prozent
2.    Raphael Holzdeppe (26, LAZ Zweibrücken)                                        21,08 Prozent
3.    Richard Schmidt (28, RV Treviris Trier)                                                20,60 Prozent
4.    Boris Stein (31, RSG Montabaur)                                                          20,10 Prozent
5.    Max Walscheid (22, Team Kuoto-Lotto/Giant-Alpecin)                      16,63 Prozent

Teams
1.    André Bugner/Benedikt Bugner (19/21, RSV Klein-Winternheim)   22,12 Prozent
2.    Jason Osborne/Moritz Moos (21/21, Mainzer Ruderverein)              21,90 Prozent
3.    JSV Speyer  (Judo)                                                                                   19,01 Prozent
4.    AV 03 Speyer (Gewichtheben)                                                                18,53 Prozent
5.    1. MGC Mainz (Minigolf)                                                                           18,44 Prozent

Nachwuchsförderpreis männlich
Niklas Kaul (17 Jahre, Zehnkämpfer des USC Mainz – U18-Weltmeister 2015 mit Weltrekord)

Nachwuchsförderpreis weiblich
Lena Reuß (18 Jahre, Rudererin des Ruderclub Rhenania Koblenz – U19-Weltmeisterin mit dem deutschen Doppelvierer)

Trainerpreis
Robert Sens (Verbandstrainer des Landesruderverbandes Rheinland-Pfalz und u.a. Trainer von Jason Osborne & Moritz Moos sowie Philipp Grebner)

Drucken